Foto von Schnittmustern

Minimal Waste Design:Hin zu Zero-Waste-Schnittmustern?

Eine clevere Mischung aus Geometrie, Logik ... und Nähen.Ziel:den Stoffverbrauch besser kontrollieren, um sparsamer mit Ressourcen umzugehen.

Wer sich schon einmal selbst am Nähen versucht hat oder jemandem dabei zuschauen konnte, kennt das Problem, mit dem wir uns heute beschäftigen, sicherlich gut ...

Das Ziel dieser Übung</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;1&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">, die Geometrie und Logik vereint, wirkt auf den ersten Blick einfach.Es geht darum, möglichst viele Teile auf einer bestimmten Fläche unterzubringen und dabei leere Zwischenräume zu vermeiden.So weit, so gut …Aber zwei kleine Details erschweren die Sache:Die Fläche ist begrenzt – es ist ein Rechteck Stoff –, und die einzelnen Teile sind alle unterschiedlich gross und voller Kurven – die Stücke des zukünftigen Kleidungsstücks.

Um eins vorweg zu nehmen:Bisher hat es noch niemand geschafft, das Problem zu lösen.Bei der Herstellung eines Kleidungsstücks entstehen auch heute noch unvermeidlich Stoffreste, also Abfälle.</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;4&quot; type=&quot;Bold&quot;&gt;" nval0="&lt;/strong&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Das Problem:Diese Reste sind nicht nur ein wirtschaftlicher Verlust, sondern werden vor allem zu Abfällen, die kaum oder gar nicht verwertet werden können und deshalb meist im Müll landen.Eine echte Belastung für die Umwelt also!

Die Entstehung des Konzepts

Wie der Sonntags-Schneider oder die Sonntags-Schneiderin steht auch die Textilindustrie vor diesem kniffligen Problem.Trotz immer ausgefeilterer Techniken liegt die durchschnittliche Effizienz heute bei 85 %.Das bedeutet, dass in den Fabriken weltweit noch immer 15 % des Stoffs beim Zuschnitt der einzelnen Kleidungsstücke verloren gehen.Einige Branchenakteure, die sich der Dringlichkeit, diesen Verlust zu reduzieren, bewusst sind, suchen neue Strategien, um ihren Stoffverbrauch zu optimieren.So entstand in der Branche ein neues Konzept namens «Zero Waste Design» oder auf Französisch «Abfallfreies Design».«Vor etwa zwanzig Jahren tauchte der Begriff Zero Waste Design auf. Er beschreibt Methoden, die schon bei der Entwicklung eines Kleidungsstücks darauf abzielen, das Ausgangsmaterial – hier den Stoff – optimal zu nutzen, damit beim Zuschnitt möglichst wenig Abfall entsteht»</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;4&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">, erklärt Marie Romeuf, Schnitttechnikerin bei Domyos und Mitglied der Expertengruppe Minimal Waste Design von Decathlon.Mit der Zeit kam eine zweite Idee hinzu, die das ursprüngliche Konzept ergänzte:«Für Textilien bleibt null Abfall noch ein fernes Ideal», erklärt die Modedesignerin, «deshalb verwenden wir, um der Realität gerechter zu werden, auch den Begriff «Minimal Waste Design›».</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;7&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Also «Design mit minimalem Abfall».</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;8&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">

Die Herausforderung:den verfügbaren Stoff optimal nutzen

Wie optimiert man den Stoffverbrauch?Der Ansatz ist an sich nicht neu.Seit jeher haben sich Handwerker bemüht, den verfügbaren Stoff optimal zu nutzen, um effizienter zu produzieren.Die Herstellung traditioneller Kleidung wie japanischer Kimonos oder indischer Saris zeigt, wie schon früher darauf geachtet wurde, den Verlust wertvoller Stoffe möglichst gering zu halten.Doch durch die massive Industrialisierung und die sinkenden Produktionskosten im 20. Jahrhundert sind diese von Sparsamkeit und Bescheidenheit geprägten Strategien in Vergessenheit geraten …

Heute erleben wir also eine Art Rückkehr zu den Ursprüngen, jedoch geleitet von einem Anspruch, der diesmal wirklich neu ist.Auch wenn der Kampf gegen Textilverschwendung keine Erfindung der heutigen Zeit ist</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;3&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">, wie Marie Romeuf betont, so steht er doch seit etwa zehn Jahren wieder deutlich im Mittelpunkt – ausgelöst durch das wachsende Bewusstsein für Umwelt- und ökologische Themen. </st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;4&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;"></st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;4&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Denn genau das ist doch der Kern des Problems:In einer Zeit der grossen Klimakrise kann sich die Textilindustrie, die für fast 10 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, solch eine Verschwendung nicht mehr leisten. Flach ausgebreitet entspricht das 60'000 km² verschwendetem Stoff pro Jahr, also dem Doppelten der Fläche Belgiens (</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;8&quot; type=&quot;Bold&quot;&gt;" nval0="&lt;/strong&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Quelle:The Journal of The Textile Institute Volume 112, 2021 - Issue 5). </st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;9&quot; type=&quot;Bold&quot;&gt;" nval0="&lt;/strong&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Der Stoff macht allein 80 % der gesamten Umweltbilanz der Bekleidungsindustrie aus.</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;9&quot; type=&quot;Bold&quot;&gt;" nval0="&lt;/strong&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Heute ist Minimal Waste Design Pflicht.</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;9&quot; type=&quot;Bold&quot;&gt;" nval0="&lt;/strong&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">

Foto einer Frau vor ihrem Computer

Und bei Decathlon?

Das grosse Abenteuer Minimal Waste Design</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;1&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;"> startete bei Decathlon im Jahr 2019.Das Team dahinter ist die Gleitsportmarke Wedze.In diesem Jahr haben wir uns tatsächlich vorgenommen, das allererste Kleidungssortiment ohne Abfall zu entwickeln.Eine echte Herausforderung.Um das zu erreichen, arbeitet Decathlon mit einer der französischen Pionierinnen für die abfallfreie Textilproduktion zusammen:der Bretonin Mylène L'Orguilloux.</st:it ntag0="&lt;Tag pos=&quot;End&quot; i=&quot;2&quot; type=&quot;Inline&quot;&gt;" nval0="&lt;/a&gt;" ntag1="&lt;/Tag&gt;">Zwischen 2019 und 2020 wird die Machbarkeit des Konzepts bewiesen.Die Bilanz fällt klar positiv aus: Es bringt tatsächlich einen doppelten Gewinn: wirtschaftlich und ökologisch.Im Jahr 2021 ist es dann so weit:Die Expertengruppe für Minimal Waste Design</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;5&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;"> von Decathlon ist jetzt offiziell gegründet.Zwei Jahre später, also 2023, zählt sie rund zehn Mitglieder aus dem Bereich Textilentwicklung und sucht weiterhin nach neuen Talenten.

«Das Team hat die Aufgabe, die Teams in jeder Sportart zu begleiten, um die Optimierung des Stoffverbrauchs weiterzuentwickeln und zu vertiefen.»</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;1&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Das zeigt sich vor allem in der Ausbildung der Designer und der Erkundung neuer Arbeitsweisen,</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;1&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;"> betont Schnitttechnikerin Marie Romeuf.«Es ist echte Teamarbeit»</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;4&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">, ergänzt Léa Minnaert, Bekleidungsdesignerin bei der MTB-Marke von Decathlon und ebenfalls Mitglied der Expertengruppe für Minimal Waste Design</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;5&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">:«Die Entwicklung eines Kleidungsstücks erfordert viele verschiedene Berufe.»Schnitttechniker, Designer, Stylisten, Produktingenieure …Das wichtigste Ziel bei der Erprobung von Methoden wie dieser ist also, gemeinsam voranzukommen».

Eine ermutigende erste Bilanz

Im Zeitraum von 2019 bis 2021 wurden durchschnittlich 7,8 % weniger Material verbraucht.

Und konkret … wie gelingt das?«Es ist vor allem das Spiel mit den Linien der Kleidung, also den Nähten, das die Effizienz steigert», erklärt Léa Minnaert.</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;1&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Es geht zum Beispiel darum, eine Naht hinzuzufügen, zu entfernen, zu verschieben oder sogar ihre Form zu ändern, um das endgültige Füllen des Stoffs zu optimieren».</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;2&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Die Idee, um das Puzzle zu vervollständigen, ist also, die Form der Teile zu verändern.Die Teams verlassen sich dabei auf zwei Haupttechniken:«Die erste, manuelle Methode besteht darin, Papiermuster in verkleinertem Massstab anzufertigen, um die Formen und deren Zusammensetzung zu testen.»</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;5&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Die zweite ist digital.</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;5&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Dank einer 3D-Textilsoftware wird gleichzeitig das von einer Schaufensterpuppe getragene Kleidungsstück und das Kleidungsstück in 2D im Schnittmusterzustand visualisiert.</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;5&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">So kann man direkt an einer Version arbeiten und sieht gleichzeitig in Echtzeit, wie sich das auf die andere auswirkt».</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;5&quot; type=&quot;Italic&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">Langfristig sollen Algorithmen und künstliche Intelligenz diesen Prozess ergänzen.Fürs Erste scheint sich die Mühe zu lohnen: die Expertengruppe für Minimal Waste Design</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;9&quot; type=&quot;Bold&quot; g=&quot;3&quot;&gt;" nval0="&lt;/strong&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;"></st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;8&quot; type=&quot;Italic&quot; g=&quot;2&quot;&gt;" nval0="&lt;/em&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;"> von Decathlon kann bereits ermutigende Statistiken vorweisen.Nach nur zwei Jahren Einsatz wurden durchschnittlich 7,8 % weniger Material verbraucht, wodurch die CO2-Emissionen um 7 % gesunken sind.Insgesamt wurden 2022 rund 2,6 Millionen m² Stoff eingespart – das entspricht einer Vermeidung von 29'000 Tonnen </st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;10&quot; type=&quot;Bold&quot;&gt;" nval0="&lt;/strong&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;">CO₂.</st:it ntag0="&lt;FontTag pos=&quot;End&quot; i=&quot;12&quot; type=&quot;Bold&quot; g=&quot;3&quot;&gt;" nval0="&lt;/strong&gt;" ntag1="&lt;/FontTag&gt;"></st:it ntag0="&lt;Tag pos=&quot;End&quot; i=&quot;11&quot; type=&quot;Inline&quot; g=&quot;2&quot;&gt;" nval0="&lt;/a&gt;" ntag1="&lt;/Tag&gt;">Aber vor der Expertengruppe für Minimal Waste Design und den von ihr unterstützten Teams liegt noch viel Arbeit.Ziel, nach der Kleidung:Die Ausweitung des Konzepts auf Rucksäcke, Zelte, Schlafsäcke, Handschuhe oder Neopren (das Material der Anzüge für Segeln, Surfen oder Schwimmen).